„Der Verkauf von Anno 1800 wird nach dem 16. April auf Steam eingestellt, weil der Verlag beschlossen hat, das Spiel exklusiv für einen anderen PC-Store zu machen. Der Herausgeber hat uns versichert, dass alle früheren Verkäufe des Spiels über Steam auch auf Steam getätigt werden ausserdem können die Besitzer von Steam-Versionen auch zukünftig über Steam auf das Spiel, Updates oder DLC zugreifen.“ So lautet eine Mitteilung auf der Steam-Seite von Anno 1800.

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Heute morgen ist Anno 1800 dann auf der Seite des Epic Games Store aufgetaucht. Das war zwar von den Meisten erwartet worden, aber es ist dennoch ein weiterer Akt in dem Drama, welches sich um Steam und Epic entwickelt hat. Fassen wir kurz zusammen.

Der Entwickler von Fortnite und der Unreal Engine hat bereits im Dezember 2018 seinen PC-Spiele-Store gestartet und gab an, so ziemlich alles besser machen zu wollen als Steam, die in den letzten 10 Jahren den PC-Spiele-Vertrieb dominiert haben. Anfangs hatte Epic nur wenige exklusive Titel, wie Ashen und Hades, doch Epic expandierte schnell und sicherte sich die Rechte am Vertrieb von hochrangigen Titeln wie Walking Dead: The Final Season und The Division 2, letzteres durch eine exklusive Übereinkunft mit Ubisoft, den Entwicklern von Anno 1800.

Die Spieler wurden daraufhin langsam sauer, und mit dem Wechsel von Metro: Exodus von Steam zu Epic nur zwei Wochen vor dem Release, kippte die Stimmung endgültig. Valve ging zum medialen Gegenangriff über. Statt die Steam-Seite von Metro: Exodus zu entfernen, liessen sie diese online und versahen sie mit einer Notiz, in der sie angaben, dass „die Entscheidung, das Spiel zu entfernen, für Steam-Kunden ungerecht ist“. Dies gab den Steam-Fans die Botschaft: Die Konkurrenz mag gut sein, aber nicht fair. Auf Twitter, Reddit und anderen Websites entbrannte ein verbaler Kampf und selbst Dmitry Glukhovsky, der Buchautor der Metro-Reihe wurde angegriffen.

Epic ist nicht der erste Konkurrent von Steam, aber diese emotionalen Reaktionen sind neu und liegen in der Art und Weise, wie Epic versucht Steam Konkurrenz zu machen. Epic holt sich kein Stück vom Kuchen wie andere bisherige Konkurrenten. Epic holt sich den ganzen Kuchen, samt Teller, Besteck, dem Ofen und der ganzen Bäckerei. Es geht dabei für viele Spieler nicht nur darum, sich an einer anderen Stelle den Launcher für das neue Lieblingsspiel herunterzuladen, es geht um alles, was damit zusammenhängt. Es geht ihnen um ganze Spielergemeinschaften, Freundeslisten, um die Steam-eigenen Community Tools, Erfolge, Reviews, das Sammelkarten-System und vieles mehr, was die Spieler in der Steam-Dekade angesammelt haben. Epic bietet bis jetzt nur wenig davon. Zwar grafisch aufgehübscht, aber sonst nichts. Zumindest noch nicht.

Was folgte waren Vorwürfe gegenüber Epic, die Nutzer auszuspähen. Epic versuchte sich mehr schlecht als recht zu rechtfertigen und verwies auf ähnliche Funktionen bei Steam, oder auf „übersehene“ Überbleibsel aus früheren Versionen der Entwicklung des Epic Stores. Und wäre das noch nicht genug, übertrugen sich negative Eindrücke von Fortnite, wie Sicherheitsprobleme und schlechter Kundenservice, vom Spiel auf den Store. Daß Steam aber im Grunde genommen nicht wirklich besser da stand, ignorierten viele eingefleischte Steam-Nutzer.

Steam Nutzer malten indes das Bild einer düsteren Zukunft. Es wird befürchtet, daß die komfortable Einheitlichkeit von PC-Spielen auf Steam zerstört wird und der Spielemarkt wieder in dutzende kleine Stores zerteilt wird. Oder aber daß Epic Steam komplett aufsaugt und damit zum PC-Mega-Store aufsteigt, der die Spieler zwingt, für bereits auf Steam erworbene Spiele nochmal auf Epic Geld auszugeben. Viele dieser Befürchtungen scheinen übertrieben, denn zum einen hat es immer „Ausreisser“ aus dem Steam-Universum gegeben, wie z.B. Blizzard oder League of Legends, zum anderen ist Valve viel zu reich, um sich von Epic komplett in die Knie zwingen zu lassen.

Der momentane Hass auf den Epic Store ist emotional und überzogen. Kritik an Vorgehensweisen und  Funktionen sind legitim und notwendig, um Dinge zu verbessern. Aber das alles hat mittlerweile eine Form angenommen, die es vielen unmöglich macht, rational zu entscheiden. Epic wird nicht mit der aggressiven Expansion aufhören, Steam hingegen hat Interesse daran, die emotionale Note am Leben zu halten. Wir können uns auf einen chaotischen und langwierigen Kampf zwischen Epic und Valve einstellen. Und bei aller Betroffenheit und Hingabe zur einen oder anderen Seite dürfen wir nicht aus den Augen verlieren, daß es kein Kampf um die Herzen der Spieler ist, sondern ein Kampf um Marktanteile und Gewinne. Und hier hat Emotionalität leider keinen Platz.

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