Wie wäre es mit einem Kururlaub? Direkt am See im Nirgendwo. Mit einem schönen Stück Kirschkuchen und einer herrlichen Tasse Kaffee? Was so klingt wie der letzte Urlaub eurer Tante Gertrud, ist in Wirklichkeit der perfekte Schauplatz für ein schniekes Mystery Adventure. Wir haben für euch das urig deutsche Spiel getestet und verraten euch ob es sich lohnt Trüberbook einen Besuch abzustatten.
Trüberbrook’sche Dorfromantik
Hans Tannhauser ist Quantenphysiker aus den USA. Er hat zwar an keinem Gewinnspiel teilgenommen, trotzdem hat er eine Reise nach Trüberbrook gewonnen. Trüber wo? Ganz genau! Trüberbrook. Ein kleines Kaff im Westen Deutschlands. Das Dorf liegt an einem See mitten in den Bergen. Und hat auch sonst nicht mehr zu bieten. Die Eisdiele, die Metzgerei und das Kino sind wie leer gefegt. Nur ein alter knausriger Opa sitzt auf der Straße und beschwert sich über seinen wackeligen Tisch und trauert seiner Katze Klaus hinterher, die irgendwo herum fleucht. Das ist Trüberbrook! Wir befinden uns in den 1960er Jahren in einem Dorf in der Provinz. Das Setting verbreitet seinen ganz eigenen Charme und lässt Erinnerungen an alte Sonntagsausflüge mit der Familie wieder erwecken.
Tannhauser schreibt eine Doktorarbeit über Quantenphysik. Er nimmt den Ausflug nach Trüberbrook als Gelegenheit, einen freien Kopf zu bekommen und seine Denkblockade zu lösen. Doch in der ersten Nacht klaut ein ungebetener Gast seine Schriften. Auf der Suche nach dem Dieb trifft er auf Gretchen, eine Paläoanthropologin, die die Geheimnisse des Dörfchens auf der Spur ist. Und so kommt es, dass Hans langsam in ein mysteriöses Sci-Fi-Abenteuerr schlittert. Twin Peaks lässt grüßen.
Außergewöhnlicher Stil
So außergewöhnlich das Setting ist, so ungewöhnlich ist auch dessen Erscheinungsbild. Die Optik erinnert sehr an so manchen Stop Motion-Film. Das liegt daran, dass die Kulissen des Spiels, alle als Miniaturkulissen in einer Werkstatt gebaut wurden und wie an einem Filmset mit echtem Licht inszeniert wurden. Mittels Photogrammetrie wurden diese anschließend digitalisiert und grafisch aufbereitet. Heraus kommen eine großartige Ästhetik und eine sehr lebendige Atmosphäre. Gleichzeitig erklärt diese Herangehensweise vermutlich auch, warum die Welt im Spiel so limitiert erscheint. Nur die wichtigsten Orte sind erkundbar. So kann man in Trüberbrook beispielsweise nur das Hotel betreten. Alle anderen Häuser bleiben Kulissen.
Zeigen und Klicken!
Point and Click-Adventure ist ein altes bewährtes Genre, das vor allem in Deutschland noch sehr beliebt ist. Viel kann man eigentlich nicht falsch machen. Man navigiert einen Charakter durch verschiedene Szenen, spricht mit Leuten, löst Rätsel, kombiniert Items usw. Trüberbook ordnet sich dem Genre zu. Jedoch wird schnell klar, dass das Spiel sich mehr auf die Geschichte fokussiert und weniger auf Rätselraten. Das gesamte Spiel erscheint relativ linear. Selten müssen wir an einem Ort verweilen und mehrere Aufgaben lösen. Die paar aufgesammelten Items werden automatisch vorgeschlagen, man diese nutzen kann. So wird ein wahlloses Trial and Error umgangen. Das kann aber für den einen oder anderen Hardcore „Point and Klicker“ enttäuschend sein, wird das Spiel dadurch doch sehr vereinfacht. Allerdings wird so auch ein Steckenbleiben vorgebeugt, was mir persönlich die Lust am Spielen nehmen. Und so schlagen wir uns munter durch die humorvolle und sehr überschaubare Geschichte.
Entwickelt wurde Trüberbrook übrigens von der Bildundtonfabrik. Das ist eigentlich ein Fernsehproduktionsunternehmen und ist vor allem für die ZDF-Sendungen Roche & Böhmermann, Schulz & Böhmermann und Neo Magazin Royale bekannt (Wikipedia). Mit Game Royale-Spielen haben sie aber schon Erfahrungen mit Point and Click-Adventuren gemacht. Zu der Bildundtonfabrik gesellen sich außerdem noch weitere Vertreter der Fernsehbranche, unter Anderem leihen Jan Böhmermann und Nora Tschirner dem Spiel ihre Stimmen. Die Synchronisation fällt aber eher mittelmäßig aus. Oft wirken die Dialoge vorgelesen und emotionslos. Das Spiel bietet eine deutsche und englische Sprachausgabe. Für die englische Version wurden bis auf den Hauptcharakter Hans (der schließlich auch Amerikaner ist) dieselben Synchronsprecher verwendet. Sie sprechen Englisch teilweise mit starkem Deutschakzent. Das wirkt durchaus passend für das Spiel und die Kleinöde, in der es spielt.
Fazit
Trüberbrook ist ein besonderes Adventure, das sich von der breiten Masse abhebt. Der Look und die Aufmachung sind ein echter Augenschmaus. Die Liebe bei den Kulissen steckt im Detail. Die schrille Geschichte und der seichte Humor fügen sich perfekt in die oberdeutschen Schauplätze und spiegeln eine durchaus gelungene Persiflage an das gemütlich schöne Leben klassisch deutsche Provinzen wieder. Das Spiel mag dem einen oder anderen Spieler mit seinen ca. fünf Stunden Spielzeit etwas zu kurz vorkommen. Die Rätsel könnten auch knackiger ausfallen. Sie sind nicht sehr herausfordernd gestaltet. Dennoch bringt es das Spiel auf den Punkt. Es wird nicht lange um den heißen Brei herumgesprochen. Das Spiel weiß mit seinen Alleinstellungsmerkmalen zu gefallen. Für alle Adventurebegeisterten Gamer lohnt sich auf alle Fälle, einen Abstecher nach Trüberbrook zu machen. Ein bisschen Bergluft und leckere Hansen-Eiskrem tut jedem gut!