Entwickler und Director diverser Castlevania Spiele Koji Igarashi hat sich mit Symphony of the Night einen Namen gemacht und das Metroidvania-Genre maßgeblich geprägt. Nachdem Konami aber einen anderen Weg für die Castlevania-Reihe einschlug, sprang Iga (so sein Spitzname) vom sinkenden Schiff und gründete das Studio ArtPlay. Daraufhin startete er eine Kickstarter Kampagne und versprach ein neues Meisterwerk zu erschaffen, dass in die Fußstapfen von Castlevania Symphony of the Night treten soll. Mit Bloodstained: Ritual of the Night steigt Iga aus dem Sarg der untoten Entwickler heraus und präsentiert uns ein waschechtes Igavania.
Die Entwicklung des Spiels war holprig. Ganze fünf Jahre gingen ins Land, bis wir das Ergebnis zu Gesicht bekamen. Bloodstained wurde mehrmals aufgeschoben. Die Fans machten sich zu Recht sorgen, ob das Spiel jemals fertiggestellt wird. Wurden doch schon etliche Kickstarter-Projekte an die Wand gefahren. Und dann kam die Meldung über eine Aufschiebung, um dem Spiel noch einen letzten Schliff zu verpassen. Das ist löblich. Und jetzt ist es endlich hier. Bloodstained ist ab sofort für PlayStation 4, PC und Xbox One erhältlich. Die digitale Version für Switch erscheint heute im eShop und eine Retail-Fassung kommt am Donnerstag in die Läden. Hat sich das Warten gelohnt? Definitiv!
In Bloodstained: Ritual of the Night haben wir es nicht mit Vampiren zu tun, aber sonst könnte alles in demselben Universum wie Castlevania spielen. Der im Gothic-Stil gehaltene Titel spielt im 18. Jahrhundert. Eine widernatürliche Macht hat ein dämonenverseuchtes und von enormen magischen Kräften durchdrungenes Schloss erschaffen. Ihr schlüpft in die Rolle von Miriam, einem Waisenmädchen, dass durch einen dämonischen Fluch gezeichnet ist und ihre Haut langsam kristallisieren lässt. Also machen wir uns mit Miriam auf den Weg, um die Menschheit und sich selbst zu retten. Dabei muss sie sich durch das Schloss kämpfen, Waffen, Ausrüstungen und Beute sammeln und den Schöpfer des Schlosses besiegen.
Bloodstania !?
Was Iga vor hatte, ist offensichtlich. Er zeigt uns das, was er am besten kann und das ist eben Castlevania. Geistige Nachfolger findet man überall, jedoch war der geistige Nachfolger noch nie so nah dran am Original wie bei diesem Beispiel. Der Stil, die Geschichte, die Musik und selbst das Design des Schlosses könnten alle genau so in einem Sequel zu Castlevania Symphony of the Night erscheinen.
Die Bereiche im Schloss und selbst so manche Monsterdesigns werden Fans sofort an alte Zeiten erinnern lassen, wenn das nicht schon bei der Musik passiert ist. Die wurde von Michiru Yamane komponiert. Er ist ebenfalls verantwortlich für den Soundtrack von *Trommelwirbel* Castlevania Symphony of the Night – Wer hätte das gedacht!? Selbst kleine Details wie der Levelaufstieg-Schriftzug, der über Miriam erscheint, ist nahezu gleich zu SotN. Die Liste an identischen Elementen ist lange, doch wollen wir hier nicht über Castlevania sprechen. Deshalb geht es jetzt nur mit Bloodstained weiter – Versprochen!
Optisch ist Bloodstained wirklich gelungen. Das Spiel zählt zu den 2.5D Platformern. Wir bewegen uns auf einer 2-dimensionalen Ebene aber die Kulissen sind in vollem 3D gestaltet. Das Schloss ist sehr detailverliebt umgesetzt worden. Die Hintergründe sind schön und abwechslungsreich gestaltet. Der Feinschliff hat Bloodstained auf jeden Fall gutgetan. Frühere Gameplay-Videos sahen weniger attraktiv aus. Die Charaktere und Monster im Spiel stechen mit einer leichten Cel-Shading-Optik und schwarzen Konturen klar aus dem Hintergrund heraus. Lichtquellen lassen Schatten auf die Kulissen fallen und sogar Blutspritzer landen hin und wieder auf den Wänden. Die Atmosphäre im Spiel ist sehr stimmig.
DIE MONSTER!!!
Das Schloss birgt viele Gefahren. Etliche Monster und Passagen laden zum Erkunden ein. Die Karte will aufgedeckt werden. Im Vergleich zu anderen Genre-Kollegen ist die Karte wirklich riesig. Erkundungsfreudige Spieler werden einige Zeit damit verbringen können, die letzten geheimen Schlupflöcher und Wände aufzudecken. Räume mit Portalen helfen bei der Schnellreise. Der Spielfortschritt wird ausschließlich in Speicherräumen abgesichert. Stirbt man, wird der letzte Speicherpunkt wieder geladen. Das kann frustrieren, wenn man längere Zeit nicht speichert und plötzlich in einen Bosskampf hineinstolpert.
Im Laufe des Spiels finden sich zahlreiche Ausrüstungen und Waffen verschiedenen Typs. Von Kurzschwert über Zweihänder, Schusswaffen, Lanzen und sogar Peitschen ist alles dabei was das Herz oder der eigene Kampfstil begehrt. Neben den Waffen sind die Dämonenscherben ein wichtiges Spielelement. Theoretisch kann man diese von jedem Gegner bekommen. Jede Scherbe hat eine eigene Fähigkeit oder Eigenschaft. Es gibt Angriffs-Fähigkeiten, magische Geschosse, passive Fähigkeiten und auch unterstützende in Form von kleinen Begleitern. Außerdem lassen Bossgegner gerne mal Scherben fallen, die beim weiteren Erkunden des Schlosses behilflich sind.
Des Weiteren bietet Bloodstained diverse RPG-Elemente. Ihr könnt Rüstungen und Waffen herstellen, Mahlzeiten für verschiedene Zustandsveränderungen zubereiten oder Dämonenscherben aufwerten. Mini-Quests lassen euch Mobs jagen und ein Farmer hilft euch sogar beim Anbau von Reis, Getreide und Gemüse. Deshalb solltet ihr dem Unterschlupf vor dem Schloss regelmäßig einen Besuch abstatten und eure Ausrüstung aufwerten.
Ritual of Style!
Dass Bloodstained aus Japan kommt, wird im Spiel mehr als deutlich. Unsere Gothic-Lolita-Heldin Miriam lässt sich optisch nach Herzenswunsch anpassen. Wir können ihr die Haare frisieren und ihre Klamotten lassen sich auch einfärben. Ausrüstungen, wie Masken, Haarspangen, Hüte und Schals sind im Spiel sichtbar. Meine Miriam trägt zum Beispiel eine weiße Langhaarfrisur und die Klamotten sind Schwarz-Gold eingefärbt (Alucard lässt grüßen). Auf ihrem Kopf ein Hut, genauer gesagt, eine niedliche Bestienbaskenmütze -Kawaii!!! Apropos Kawaii. Die Dämonen sind nicht immer nur düstere Teufelswesen. Ihr trefft hin und wieder auf eine riesige Einhorn-Katze oder auf einen riesigen Kopf eines West Highland Terriers. Dann wird es ein bisschen trashig. Das passt aber auch irgendwie zu Iga und gibt dem Ganzen und lockert die ganze Sache ein auf.
Fazit
Das warten hat sich gelohnt. Graf Igarashi lebt! Er hat wieder seinem Namen alle Ehre gemacht und ein neues Meisterwerk erschaffen. Bloodstained: Ritual of the Night ist ein wahrer Nachfolger von Castlevania: Symphony of the Night. Der Name ist nur ein anderer. Mit dem Spiel zeigt er, wie viel Potenzial in einem Metroidvania bzw. Igavania stecken kann. Der Titel bietet viel Inhalt und garantierten Spielspaß. Allen erkundungsfreudige Gamer, die auf 2D Hack’n’Slash stehen sind hier genau richtig. Seid ihr wie ich ein großer Fan von Symphony of the Night, so werdet ihr bei Bloodstained keinesfalls enttäuscht werden. Das Spiel ist eine klare Kaufentscheidung.