million to one hero

Million to One Hero ist ein Level-Editor-Game, in dem man den ambitionierten Epicus 999.999 Mal versagen lassen muss, um der beste Held der griechischen Mythologie zu werden. Das ist zumindest die Rechtfertigung, die einem der Gott Chronos gibt, der im Spiel als Mentor und Kommentator fungiert und in dessen Gedächtnis die jeweiligen Abenteuer spielen.

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Chronos hat Humor

Ein Verweis darauf, dass das Spiel auf eine dicke Community setzen will, die im Level-Editor ausreichend Levels baut, in denen der vorher genannte Held so oft wie es geht scheitern kann. Die ersten Tutorial-Levels kommen in gewohnter Plattformer Manier an, und lassen einem vor der hellenischen Riviera Sprünge übers Mauerwerk, Dashes in der Luft und am Boden üben, den Umgang mit verschieden Waffen kennen lernen, und ein bisschen Story einlöffeln.

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Die Hintergrundelemente sind ein Hingucker.

2001 vor Christus: Odysee im Editor

Was uns aber wirklich verkauft werden soll, sind die Möglichkeiten, die einem der Level-Editor bietet – Chronos wird uns über genau diesen im Tutorial auf humorvolle Weise aufklären – und hier erhalten wir die Information, dass man dort Cinematics, Rätsel und allerlei bewegende Objekte platzieren kann.

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Der Editor: mein Schweinechaos

Betritt man den Level Editor, hat man einige Bedienfelder vor sich. Objekte für das reine Layout des Levels wie Böden und Säulen gibt es in einigen Ausführungen, um auch die Level Architekten zufrieden zu stellen, die Wert auf Äußerlichkeiten legen. Darüber hinaus zerstörbare Deko in Form von Statuen und Amphoren, die das ganze zu einem ästhethischen Ganzen machen können. Aber jetzt das Fleisch eines Levels: Es gibt ordentlich Fallen und Objekte, die die Physikparameter von Epicus beeinträchtigen können, ihn also nach oben, recht, links und nach unten schleudern, damit er auch von einer ordentlichen Stachelfalle aufgefangen werden kann. Dazu Powerups, die ihm die ein oder andere Begegnung mit den Dornenhecken und Stachelfallen etwas verdaulicher machen werden, bis Chronos die Zeit nochmal zum Levelanfang setzt (Epicus stirbt nicht, Chronos dreht einfach die Zeit zurück). Auch weitere Waffen wie den Bogen, oder den Hammer kann man platzieren, wenn man dem Spieler gerne Schalter aus der Entfernung präsentieren will oder zerstörbare Wände.

Wenig, aber mit viel Lava

Einige Monster beleben das spätere Level, angefangen von einäugigen fliegenden Aalen bis zum Zyklopen, der wirklich ein würdiger Gegner ist, und einem einfach mal den Kopf abbeißt (Sofort Tot ☠). Um weitere Elemente wie die vorher erwähnten Fallen und Türen zu steuern, gibt es genug Schalter und Auslöser, die als interaktive Objekte bezeichnet werden und den Abfluss des Spiels im Level kontrollierbar machen. Fallen die statisch da sind sind gut, aber eine, die erst bei darauf treten auslöst, gibt nochmal etwas Überraschung in die Suppe.

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Und so spielt sich mein Level.

Der Editor hat aber auch eine Menge an Gimmicks, die Lust auf kreative Spielereien machen. Es gibt zum Beispiel Musik Objekte, die bei ihrer Aktivierung einen Ton in einer bestimmten Tonlage spielen.
– Und ja, man kann Lava von unten in das Level strömen lassen –

Logos und Logos == Chaos

Für komplexe Objekt Verknüpfungen haben die Entwickler einen Logik Editor eingebaut, mit denen man die Inputs der Interaktiven Objekte steuern kann. Jeder der schon mal mit Computerlogik in der Programmierung oder in Spielen wie Minecraft und dem Super Mario Maker 2 zu tun hatte, kann die Funktion der Logic Gates schnell durchblicken und sie einsetzen, um Ereignisse von mehreren Einflüssen abhängig machen zu können. Spannend bei den Logic Gates ist der Sequenzer, der bei Auslösen mehrere Outputs nacheinander auslöst, so dass man kleine Melodien steuern kann oder ein heißes Feuerballsperrfeuer vor den Spieler setzt.

Epicus & Mariocles

Nachdem ich gesehen habe wie die Community von Mario Maker 2 schon lange damit beschäftigt ist, Taschenrechner zu bauen, habe ich mir Gedanken gemacht, welche Möglichkeiten Million to One Hero hier bietet. Die Logischen Verknüpfungen für eine schaltergesteuerte Melodie, die Türen öffnet, kann man sich recht schnell zusammen klicken wenn man die Basic-Elemente wie AND, OR, und XOR verwendet, mit einem Delay, der nach zwei Sekunden einspringt, und die Melodie wieder beendet. Richtig Spaß hatte ich dann ein absurdes Level zu bauen, in dem eines der wilden Gegnerschweine einen Schalter auslösen kann, der den gesamten Bildschirm in lachhaftes Chaos tunkt, gespickt mit Blitzen und weiteren Schweinen, die vom Himmel fallen. Bei dem Versuch einen vertikalen Level zu bauen fand ich es etwas schade, dass es dort eine starke Begrenzung in der Höhe gibt, die einen auf knapp drei volle Screens übereinander einschränkt.

Das Epos

Hat man dann mehrere Levels zusammen, kann man diese zu einem Abenteuer zusammenfassen. Ein gutes Beispiel für eine dieser Epen ist „Epicus against the 4 Elements“ vom aktiven User Scheuchevogel, das nicht nur thematisch nach den Elementen gegliedert ist, sondern auch in jedem Level Mechaniken hat, die zum Element passen. Im Luftlevel springt man hoch hinaus, kommt danach das Erdlevel so hämmert man sich durch den Boden, im Feuerlevel steigt einem die Lava bis zum Lendenschurz und im Wasserlevel hat mich ein Rätsel überfordert und ich gab auf – wer kennt’s?

Die Community lebt…

Doch auch einzelne Levels können unterhaltsam sein, vor allem wenn es darum geht die großen Brüder der Eber in Lava zu stoßen, über Abgründe zu schweben und ein paar Skillshots mit dem Bogen zu machen. Alles in allem hat die Community schon gut Futter nachgelegt und es gibt mindestens 100 einzelne Levels (weiter hab ich nicht geschaut) und 27 Abenteuer auf mehreren Levels.

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Stein fliegt auch

Zusätzlich gibt es jede Woche ein Best-off der Community, wo die besten und intuitivsten Levels präsentiert werden. In dieser Woche durfte ich auf einem Felsen durch die Luft gleiten, die Wolken erklettern, mich auf verschiedenen Wegen durch Dornenhecken schlängeln und am Schluss noch etwas durch die Luft fliegen.

Die Entwickler stehen auf Antikes

Over the Top Games sind ein Entwicklerstudio aus Spanien, die schon mit Nyxquest ordentlich Erfahrung im Bereich Platformer gesammelt haben, sich aber auch im Bereich Roguelikes und Manadala Apps ausgetobt haben, bevor sie jetzt dieses Level-Editor-Game rausgehauen haben.

Fazit

Jo, hat auf jeden Fall Spaß gemacht, und im Level Editor kann man bestimmt auch ein Metroidvania zusammen schustern. Pixelgrafiken locken mich zwar sonst nicht so hinterm Ofen hervor, aber wenn das Level hart genug ist, komme ich doch gerne mal raus und zocke weiter.