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Daß Gaming heute fest zum Alltag gehört und längst in der breiten Bevölkerung angekommen ist, sollte niemanden mehr überraschen. Zahllose Studien deuten seit Jahren in diese Richtung. Transportierte diese Freizeitbeschäftigung früher noch das klischeehafte Bild des übergewichtigen Jugendlichen vor seinem Rechner im dunklen Keller, umgeben von Pizzaschachteln und leeren Getränkedosen, so begegnet man heute überall Gamern aus allen Alters- und Berufsklassen. Sei es das Daddeln von Candy Crush an der Bushaltestelle oder das ambitionierte e-sport-Erlebnis mit Freunden, Gaming ist Gesellschaftstrend. Das zeigt auch die Bitkom Studie zu den Gaming Trends 2019.

Gerade deswegen lohnt sich ein genauerer Blick darauf, wer was wie worauf spielt. Der Bundesverband Informationswirtschaft, Telekommunikation und neue Medien e. V., kurz Bitkom, hat dazu eine Studie in Auftrag gegeben. Damit sollte ermittelt werden, wie weit das sozio-kulturelle Phänomen Gaming in einer Gesellschaft verankert ist, deren Kanzlerin vor einigen Monaten das Internet noch als „Neuland“ bezeichnet hat. Dabei wurden 1.224 Bundesbürger ab 16 Jahren telefonisch befragt, darunter 528 Gamer. Wir gehen die Ergebnisse der Studie hier kurz durch.

Wer sind die Gamer?

Fast jeder zweite Befragte gibt an, regelmäßig Video- oder Computerspiele zu spielen. Diese hohe Zahl dürfte viele Ältere überaschen. Die meisten Jüngeren hingegen werden verblüfft sein, daß es doch „nur“ die Hälfte ist. Das liegt an einem klaren Altersgefälle. Während bei den 16-29-jährigen stolze 71 % zocken, nimmt die Zahl mit steigender Altersklasse ab. Bei den 50-64-jährigen sind es nur noch 25 % und bei den Ü-60-jährigen sogar nur noch 13%. Dieses steile Altersgefälle verwundert allerdings kaum, zeigt sich hier doch der digitale Wandel der letzten Jahre.

In puncto Geschlechterrepräsentation herrscht herrscht in Deutschland Einigkeit. Galt diese Art der Freizeitbeschäftigung früher noch als rein männlich dominiertes Terrain, hat sich die Verteilung zwischen den Geschlechtern heute nahezu ausgeglichen. Das klingt erstmal fabelhaft. Betrachtet man sich allerdings die Ergebnisse der anderen Fragen, so ergibt sich eine klare Diskrepanz zwischen den Geschlechtern, besonders hinsichtlich des durch die Spiele transportierten Frauenbildes und dessen Rezeption.

Gaming Trends 2019
Gaming Trends 2019

Problematische Frauenbilder

82 % der Gamerinnen hält die Darstellung von Frauen in Videospielen für unangemessen und nicht zeitgemäß. Rund die Hälfte davon wünscht sich stärkere weibliche Protagonisten und spielt bevorzugt weibliche Figuren. Die Reaktion der männlichen Gamer auf diese berechtigte Kritik hingegen fällt ernüchternd aus. Nur etwa 52 % sehen die weibliche Darstellung in den Games als Problem, starke weibliche Figuren wünschen sich davon lediglich 38 % und nur 8 % spielen bevorzugt weibliche Hauptfiguren.

Die in diesen Zahlen zutage tretenden Diskrepanzen in der Wahrnehmung weisen auf ein fehlendes Bewusstsein der Gamer gegenüber altmodischen Frauenbildern hin. In vielen Communitys berichten Spielerinnen von einer männlich dominierten, toxischen Atmosphäre. Frauen gelten in vielen Spielen immernoch als das schwache Geschlecht, als schmückendes Beiwerk des Helden oder gar als Objekte. Die Tatsache, daß dies den Großteil der Gamerinnen stört, scheint bei vielen Spieledesignern noch nicht ganz angekommen zu sein. Hier besteht unbedingt Verbesserungsbedarf. Aber auch die männliche Gamerschaft sollte sich die Zeit zum Umdenken nehmen. Sie scheint zwar auf dem richtigen Weg zu sein, der Fortschritt im Denken ist allerdings immernoch zu langsam.

Sag mir wie du spielst

Auch die Art des Gamings beginnt sich mit dem technischen Fortschritt zu wandeln. Während die Gamerzahlen am PC im Vergleich zum Vorjahr stabil bei rund 48 % bleiben, sind die Nutzerzahlen an den Konsolen rückläufig. Auch wenn sie weiterhin auf einem beeidruckenden Niveau von 77 % liegen, nutzen doch mehr und mehr Gamer lieber das Smartphone oder Tablet. Stolze 85 % der Gamer spielt mobil. Man darf sich von diesen Zahlen allerdings nicht verwirren lassen. Zwar spielen immer mehr Gamer auf dem Smartphone, aber die Gretchenfrage PC oder Konsole ist weiterhin die Hauptfrage. Die meisten Gamer sitzen abends am heimischen PC oder an der Konsole und spielen nebenher, auf dem Weg zur Arbeit oder auf der Toilette andere Spiele auf dem Smartphone.

Daß die Konsole im Vergleich zum Vorjahr etwas an ihrer Popularität eingebüßt hat, zeigen auch die Verkaufszahlen. Diese liegen bei einem diesjährigen Umsatz von 652 Mrd. Euro rund 70 Mrd. Euro niedriger als im letzten Jahr. Andererseits wird im kommenden Jahr die nächste Generation von Konsolen auf den Markt gebracht, was den Umsatz wieder merklich steigern sollte. Die Umsätze bei Mobile Games hingegen steigen jedes Jahr weiter. In 2018 wurden damit mehr als 11 Mrd. Euro umgesetzt, ein Anstieg von über einer Mrd. Euro im Vergleich zum Vorjahr.

Auch das Cross-Platforming erfreut sich steigender Beliebtheit. 29 % geben an, ein und dasselbe Spiel auf mehreren Endgeräten zu spielen. Die Dauerbrenner unter den Spielen sind nach wie vor Gelegenheitsspiele wie z.B. Candy Crush mit 69 %, gefolgt von Actionspielen und Shootern mit 61 %. Auch das zeigt den Trend, Wartezeiten mit mobilen Spielen zu überbrücken.

Und die Zukunft?

Geht es um Ausgaben für Computer- und Videospiele, geben 64 % der Befragten an, in diesem Jahr Geld dafür ausgegeben haben. 2017 waren es lediglich 54 %, wobei sich der Kauf und Download der Spiele mit In-Game-Käufen und Abo-Gebühren in etwa die Waage halten. Nur noch 16 % haben Geld ausgegeben, um sich im stationären Handel physische Editionen der Spiele zu kaufen. Relativ neu hinzugekommen sind die Spieleflatrates wie z.B. Playstation Now. Schon 14 % gaben dafür ihr Geld aus. Mit den neuen Angeboten von Google Stadia oder Apple Arcade sollte diese Zahl in Zukunft noch stark steigen.

Gaming Trends 2019
Gaming Trends 2019

Überhaupt wünschen sich viele Gamer echte Spiele-Flatrates, quasi ein Netflix für Spiele. 45 % der Befragten gaben an, bei einer echten Flatrate dafür bezahlen zu wollen, wobei auch hier ein Altersgefälle sichtbar ist. Je jünger die Gamer, desto eher spricht diese Idee sie an. Aber auch das momentan immer interessanter werdende Virtual Reality scheint für viele Gamer verlockend. 23% der Befragten besitzen bereits eine VR-Brille, weitere 46 % sind darin interessiert. Hier steckt wohl das größte Potential für zukünftige Projekte.

Fazit zu den Gaming Trends 2019

Gaming hat sich in der Gesellschaft etabliert und zählt für viele als Kulturgut, genau wie Bücher, Filme oder Musik, Tendenz steigend. Unter den Gamern kann sich ein Drittel ein Leben ohne Computer- und Videospiele nicht mehr vorstellen. Diese Zahlen werden in den kommenden Jahren mit jeder neuen Generation weiter wachsen. Die Gaming-Industrie erfreut sich bester Gesundheit und kann dank Mobile Gaming, VR und Flatrates auf eine rosige Zukunft hoffen.

Hier gibt es die komplette Studie als .pdf.

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