Einzigartigkeit und Diversität kombiniert in einer immersiven Spielwelt
Die Oseram, ein Stamm wuchtiger Krieger und Handwerker, ist fleißig, manchmal etwas plump, aber auch erfinderisch, pfiffig und loyal. Und obwohl jeder ihrer zahlreichen Mitglieder auf die Aloy im Verlauf ihrer langen Reise trifft, eine oder mehrere dieser „Oseram-typischen“ Eigenschaften besitzt, ist jeder von ihnen ganz individuell gestaltet und entspricht keiner Schablone. Es sind Charaktere, auf die man so auch im echten Leben hätte treffen können und genauso auch nicht auf ein einzelnes, hauptsächliches, äußeres Merkmal wie die Hautfarbe beschränkt, sondern vielfältig im Aussehen und Charakter. Genauso verhält es sich auch bei den anderen bekannten Stämmen.
Die Carja, deren Hauptstadt Meridian wir mit Aloy im ersten Spiel gerettet haben, gelten in der Horizon-Welt, auch aufgrund einer früheren blutigen Expansionspolitik, als intrigant, dekadent und allem und jedem erhaben, obwohl wir auch hier zahlreiche Ausnahmen treffen. Die Utaru hingegen sind ein friedliebendes, sehr naturverbundenes und traditionsbewusstes Volk, während ihre Nachbarn, die Tenakth, als eine äußerst gewaltbereite, kriegslüsterne, aber gleichzeitig ehrenvolle und zersplitterte Fraktion vorgestellt werden. So ist zwar jeder Stamm in Horizon Forbidden West in gewisser Hinsicht homogen, folgt bestimmten fest geschriebenen Einstellungen und Traditionen der internen Kultur, doch deren Mitglieder, auf die wir treffen, sind trotzdem allesamt einzigartig und keine bloßen vorgefertigten Schablonen.
Im Laufe des Spielefortschritts werden die stammestypischen Eigenschaften, Vorurteile und Merkmale zudem immer häufiger abgebaut und durchbrochen (die anfangs noch als blutrünstig geltenden Tenakth entwickeln sich in unseren Augen zu stolzen Kriegern, deren Wohlergehen Aloy und uns sehr am Herzen liegt). Nach und nach verdichtet sich der Eindruck einer lebendigen, bunten und diversen Welt, die in sich schlüssig ist und in der Diversität nicht zu reinem Selbst- oder PR-Zweck verkommt, sondern organisch in die Spielwelt und Geschichte eingebunden wird und gerade deshalb ein herausragendes Beispiel dafür in der Videospielentwicklung sein sollte. Auch wenn man an dieser Stelle ebenfalls gelungene Werke wie Outriders, The Last of Us Part 2, Chorus sowie zahlreiche kleinere Indie-Spiele nicht unerwähnt lassen sollte, die ebenfalls großartige Leistungen auf dem Gebiet der Diversität und Inklusion in Videospielen geleistet haben.
Diversität wird bei Horizon Forbidden West selbstverständlich, wie sie eigentlich sein sollte, erreicht, nicht erzwungen, nicht ungelenk und unauthentisch, sondern mit viel Respekt und Ahnung eingestreut. Kleinere Beispiele abseits der zuvor besprochenen Charaktere auf die man an jeder Ecke trifft, finden sich ebenfalls zuhauf, was beweist, mit welcher Sorgfalt und großem selbstgestecktem Ziel Guerilla hier vorgegangen ist.