Nintendo hat schon immer die Familienfreundlichkeit seiner Spiele betont. Und bisher ist die Firma diesem Prinzip auch immer treu geblieben und hat Generationen von Gamern fantastische Videospielserien beschert. Kein Wunder also, daß bereits einen Tag nach dem Release des Mobile Games Mario Kart Tour die Downloadzahlen des Spiels explodierten und mittlerweile auf über 10 Millionen stehen.
Und das zu Recht, dann Mario Kart Tour ist ein toles Spiel. Aber es zeigt sich leider, daß auch dieses Spiel, wie viele mobile Spiele, vom allgegenwärtigen Virus des Glücksspiels befallen wurde. Und gerade bei einem Nintendo Titel schmerzt das umso mehr. Schauen wir uns doch das ganze Ausmaß im Detail an.
Wie die meisten Free-to-Play-Spiele beinhaltet Mario Kart Tour mehrere Währungen. Manche davon durch einfaches Spielen oder Grinden zu erhalten, andere nur über den Einsatz von echtem Geld. Und genau letztere Tatsache versucht Nintendo mit vielen grafischen Features wie Statusbalken und sich aufblasenden Zahlen zu verschleiern.
Natürlich kann man Mario Kart Tour spielen, ohne etwas zu bezahlen. Aber die Geschwindigkeit, mit der Spieler neue Charaktere und Ausrüstung freischalten können, ist atemberaubend langsam und wird immer schwieriger, je weiter man voran kommt. Zumindest für jeden, der nicht stundenlang am Tag spielt. Um das abzukürzen, versucht Mario Kart Tour die Spieler mit Diamanten zu locken.
Für fünf Diamanten kann man beispielsweise ein virtuelles Rad drehen, bzw. etwas aus einer virtuellen Röhre schiessen, um seinem Kader zufällig einen neuen Fahrer oder ein neues Kart hinzuzufügen. Aber die Chancen dafür stehen, gelinde gesagt, unterirdisch.
Die meisten der wirklich populären Charaktere, wie Mario, Peach und Bowser, haben eine 1-prozentige Chance, zu erscheinen. Gewöhnlichere, wie Koopa Troopa und Shy Guy erscheinen mit 5 Prozent etwas häufiger. Da die Diamanten-Ausbeute im Spiel extrem mager ist, stehen die Chancen also denkbar schlecht, in Mario Kart Tour Mario spielen zu können. Zumindest, wenn man nicht Unmengen an Geld ausgeben möchte. Einziger Ausweg: zeitlich begrenzte Spezialbündel für 20-30 Euro.
Was das ganze noch ein bisschen perfider macht ist die Sache mit den unterschiedlichen Stärken und Schwächen der Fahrer und Karts. Jedes Element ist auf manchen Strecken stark und auf anderen schwach. Um also voran zu kommen, benötigt man viele unterschiedliche Fahrer und Karts. Ohne zu bezahlen geht auch das nur im Schneckentempo.
Und dann gibt es da noch den Gold-Pass. Inhaber des Passes, der eine monatliche Gebühr kostet, dürfen exklusiv in der 200cc-Klasse fahren. In dieser Klasse gibt es mehr Punkte und zusätzliche Boni. Damit ist es aber nur eine geringfügige Verbesserung des Basisspiels. Das Glücksspiel umgeht auch dieser Pass nicht.
Alles in allem wirkt Mario Kart wie ein tolles, spassiges Spiel, das aber leider von einem Online-Casino gekapert wurde. Und gerade weil es so viel Suchtpotential hat, ist die brutale Monetarisierung nur schwer zu ertragen.